Ein Institut mit Weltruf entsteht
Im naturwissenschaftlichen Bereich kam es zur Fächertrennung
Im naturwissenschaftlichen Bereich, der vor allem durch die Lehrkanzeln für Physik und Mathematik wahrgenommen wurde, kam es - wie dies am Joanneum bereits geschehen war - zur Fächertrennung: 1848 Naturgeschichte, 1851 Chemie, 1852 Mineralogie, 1867 Botanik, 1876 Geologie. Meteorologie und Geophysik waren noch bis 1897 durch Physik, die Astronomie bis 1891 durch Physik und Mathematik vertreten. Das Institut für Theoretische Physik entstand 1893 aus einem im Jahre 1864 geschaffenen und mit Viktor von Lang besetzten Extraordinariat für mathematische Physik. Es wurde 1866 durch Ernst Mach und 1869 durch Ludwig Boltzmann mit einer ordentlichen Professur verbunden. Heinrich Streintz betreute diese Lehrkanzel von 1874 bis 1892 (ab 1885 als Ordinarius), danach Anton Wassmuth bis 1915 als Professor für theoretische Physik. Die Experimentalphysik wurde nach Karl Hummel (1850-1867) mit August Toepler besetzt, nach dessen Plänen 1872-1875 das heutige physikalische Institut erbaut und anlässlich der 48. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte 1875 in Graz einem breiten wissenschaftlichen Publikum vorgestellt wurde.
Toeplers Nachfolger wurde 1876 bis 1890 Ludwig Boltzmann, der auch begabte Forscher nach Graz zog, beispielsweise Svante Arrhenius oder Walter Nernst. Letzterer führte hier mit Albert von Ettingshausen thermomagnetische Untersuchungen durch. Den aktuellsten Fragen der Zeit entsprechend lagen die Hauptarbeitsbereiche am Grazer Institut auf den Gebieten der Elektrizitätsleitung, des Magnetismus, der Erforschung elektromagnetischer Wellen sowie der statistischen Physik. Leopold Pfaundler (1891-1910) beschäftigte sich besonders mit Problemen der Fotografie und Optik. Dessen Nachfolger Hans Benndorf intensivierte in Graz die luftelektrische Forschung. (K. Rumpf / P. Granitzer)